Artikel von Georg Rüschemeyer in der Frankfurter Allgemeinen:
"[...] Die verblüffenden Fähigkeiten vieler Tiere, die die relativ junge Forschungsrichtung der vergleichenden Kognitionsforschung seither nachgewiesen hat, lassen nur einen Schluss zu: Wir sind nicht die einzigen klugen Wesen auf der Welt."
"In Japan gehen Krähen noch einen Schritt weiter und lassen andere die Arbeit für sich tun. Sie werfen Nüsse auf die Straße und warten, bis ein Auto darüber fährt und die harte Schale knackt. Weil es auf einer vielbefahrenen Straße nicht ganz ungefährlich ist, sich anschließend das Innere der Nuss zu holen, haben sich einige der Vögel auf Fußgängerampeln spezialisiert. Sie warten, bis die Ampel den Autoverkehr anhält, und holen sich dann in aller Ruhe ihr Futter."
"[...] Dies zeigt aber auch, wie vorsichtig man sein sollte, wenn man einem Tier eine bestimmte Empfindung zuschreibt oder sein Verhalten zu erklären versucht. Ein Hund lebt nun einmal in einer anderen Welt, einer Welt aus Gerüchen, und eine Fledermaus besitzt mit ihrem Ultraschall-Ortungssystem gar einen Sinn, den wir nicht einmal ansatzweise nachvollziehen können. Der amerikanische Philosoph Thomas Nagel hat das so ausgedrückt: Es kommt nicht darauf an, wie es sich für uns anfühlen würde, eine Fledermaus zu sein, sondern wie es sich für die Fledermaus anfühlt, eine Fledermaus zu sein. Und dafür muss man nun mal eine Fledermaus sein."
22.4.2012, 14:42