Unsere Milizarmee

Wieviele Aktivdiensttage hast Du? Mit dieser oft alles ent­scheidenden Frage wurde während Jahrzehnten so manches Gespräch zwischen Soldaten eröffnet. Und wehe dem, der keine hatte. Ich habe es als Armeeneuling um 1950 erlebt. Die Anzahl Diensttage bestimmte die Rangliste des Klubs der Erhabenen. Viel später kamen die Nachgeborenen, wenn überhaupt. Man hat uns nicht verachtet, dafür waren die Bewährten zu anständig, zu ernst, zu würdig. Man hat uns mit Nachsicht behandelt, denn wir konnten ja nichts dafür. Aber man wollte uns nicht so recht ernst nehmen. Uns fehlte eben manches, und wir wussten es. Wir hatten den Krieg zwar als Jugendliche   miterlebt, aber nicht an der Grenze gestanden. Dazwischen lagen Welten.

Skifahrer wissen, was passiert, wenn die verflixten Dinger plötzlich auseinanderlaufen und man nicht rechtzeitig auf den linken oder rechten Ski umsteigen kann. Aehnlich fühlte ich mich während meiner ganzen Militärzeit. Weder Fisch noch Vogel, den Krieg zwar als Kind erlebt, aber eben nicht als Soldat. Auch nach dreissig Jahren trugen meine Vorgesetzten noch die Aura der Aktivdienstveteranen. Selbst als ich auch an die 1500 Diensttage, darunter sogar Aktivdiensttage einer ganz besonderen Gattung im Büchlein hatte, dazu die Ehre, das ehemalige Generalbataillon 195 zu führen, der Makel blieb. Dabei gehörte ich im Herzen immer zu ihnen. Ich lernte unter ihnen grossartige Persönlichkeiten kennen, die ich liebte, verehrte und von denen ich viel für mein ganzes Leben lernen durfte. Durch ihre Auftragstreue, Einsatzfreude, Konsequenz, Selbstdisziplin und Kameradschaft wirkten sie noch während vieler Jahre als Vorbilder in der Nachkriegsarmee. Als Früchte des Aktivdienstes prägten ein spezieller Geist, ein gesundes Vertrauen zwischen Chargierten und Mannschaft und eine positive Einstellung zur Landesverteidigung   die von ihnen kommandierten Dienste, welche dadurch zu erinnerungsvollen Erlebnissen wurden. Das war gelebte Verbindung von Bürger und Soldat. Die Milizarmee als Schule der Nation. Es ist zu bedauern, dass die heutigen AdA, so heissen neuerdings die Soldaten, an dieser Dimension unserer Armee   zu zweifeln beginnen und gar dazu neigen, die selbst­verständliche kompromisslose Pflichterfüllung der Damaligen zu belächeln. Die Aktivdienstgeneration   trägt an dieser Entwicklung keine Schuld. Wir, die wir den Stab zwar übernommen aber nicht sorgfältig genug weitergereicht haben, wir müssen diesen Umstand verantworten. Im Verlauf der letzten Jahrzehnte ist die Tendenz gewachsen, unsere Jugend nicht mehr in patriotischem Geiste zu erziehen. Viele junge Menschen betrachten und erleben die Milizarmee daher nicht mehr als Eckpfeiler der Staatsidee   Schweiz .

Bei uns war das anders. Schon als Knirps erlebte ich die Präsenz der Armee   fast täglich hautnah.

Als wir als Zweitklässler für die Soldatenweihnacht Zeich­nungen anfertigten. Der Empfänger meiner Zeichnung war Angelo Clematide von Amriswil, Angehöriger des Sap Bat 7. Er schrieb mir, besuchte mich, wurde mein Soldat, ich war stolz auf ihn, den unbeirrbaren Patrioten. Die Freundschaft bestand ein Leben lang.

Als wir auch Dienst leisteten, in unserer Bubenarmee, mit bunt zusammengeflickten Uniformen, aus Holz gebastelten Ge­wehren, Pistolen und Säbeln. Das Dienstbüchlein besitze ich noch heute. Mit dem Jodeintrag. Schild Winz war der Sanitäter, sein aus einer Schuhschachtel umgebauter Sanitätstornister enthielt, was man notfalls so brauchte. Auf einem Ausmarsch ins Feld befahl Schopfer Peigg, unser Hauptmann: „Am Wegrand absitzen, mit einem Stein an einem Arm oder am Bein ritzen, es muss bluten, Winz, joden!“ Wir lernten so ohne Gejammer Schmerz ertragen. Wenn mich heute mein Zahnarzt fragt, ob er eine Spritze verabreichen solle, verneine ich.

Abplanalp Fritz, ein Nachbar, arbeitete im Zeughaus, trug täglich Uniform. Abends lehrte er mich in einer von einer Strassenlampe beleuchteten Hofstatt skifahren. Er war die Güte und Zuverlässigkeit in Person. Entsprechend redete er auch über seine Aufgabe, über das von ihm gepflegte Material.

Alle rechtschaffenen Leute in unserem Bekanntenkreis trugen Verantwortung in mindestens einem der Behauptungsbereiche. Sechs von acht Lehrern waren Offiziere, unser Doktor war Sanitätshauptmann und der Pfarrer   Feldprediger. Mein Götti, der alle paar Monate mit seiner Kompanie in unserem Dorf mobilisierte oder abgab, war Oberleutnant. Einer meiner Lehrer   war im Nebenamt Präsident des Gemeinderates und in der Armee   Hauptmann meines Vaters. Ich dachte nie daran, nicht Offizier zu werden.

Als Pfadfinder lernten wir nicht nur mit Karte und Kompass umzugehen. Wir suchten, und wenn wir darob von andern Buben auch ausgelacht wurden, das Versprechen zu halten, nach dem Gesetz zu leben, die tägliche gute Tat zu vollbringen. Nichtraucher zu sein war Ehrensache. Wer die Pfadfinder­bewegung geringschätzt, versteht nichts von Erziehung   oder will, dass sie nicht stattfindet. Wer über Jugend und Erziehung nachdenkt, und welcher Eidgenosse tut dies nicht, muss die Pfadfinderidee kennen und Baden Powells Buch „Pfadfinder“ gelesen haben. Mir hat diese Bewegung Entscheidendes mitgegeben für Familie, Beruf und Militär.

Der Vater, stolzer Wachtmeister, Gründer des örtlichen Unteroffiziersvereins und Schützenpräsident, Patriot durch und durch, sagte: Die schönsten Funktionen in der Armee   sind Hauptmann und Feldweibel, weil diese eine grosse Verant­wortung tragen, dafür auch das Sagen haben und im direkten Kontakt stehen mit der Mannschaft. Ich freute mich auf die Rekrutenschule.

Ich wurde ein überzeugter Soldat, habe im Verlaufe der Zeit manche Funktionsstufe und alle Heeresklassen durchlaufen. Unsere Tochter sagt, ich sei immer im Militärdienst gewesen. Das stimmt nicht. In vierzig Jahren Familienleben waren es vier Jahre. Das macht zehn Prozent. Das war mir die Sache wert. Ich kann mir mein Leben ohne die Sparte Militär nicht vorstellen. Soldatsein   war ein selbstverständlicher Teil meines Daseins.

Wesentlich scheint mir, dass ich die Erfüllung der Dienst­pflicht   nie als etwas Aussergewöhnliches oder Zusätzliches empfunden habe, sondern als gleichwertigen Teil der Matrix eidgenössischen Lebens als Mensch, Bürger und Soldat, vernetzt mit Pestalozzis Dreiklang Kopf, Hand und Herz. Ich sehe den Eidgenossen, aufgerufen als Mensch zu fühlen, als Bürger zu denken und notfalls als Soldat zu handeln. In dieser Verbindung liegen Grösse und Stärke und die Einzigartigkeit unseres auf die allgemeine Wehrpflicht   abgestützten Milizsystems.

Es könnte mich gelüsten, hier nun weitausholend über unsere Armee   zu berichten. Aber ich verzichte darauf, weil ich weiss, dass die Leser grossteils selbst dienstpflichtig, also selbst grössere oder kleinere Fachleute sind. Mit dem Militär verhält es sich wie mit der Schule. Da jeder zur Schule ging und die RS absolvierte, versteht er etwas von diesen Institutionen, kann darüber reden, hat etwas zu sagen. Aber einiges über die Zusammenhänge zwischen der Staatsidee   Schweiz   und der Armee muss hier dennoch besprochen werden.

Der Milizgedanke   lässt sich in unserer Geschichte weit zurückverfolgen. Tendenziell verhält es sich immer so, dass arme Gesellschaften das gefährliche Geschäft der Verteidigung selbst besorgen müssen, während reiche andere für sich kämpfen lassen. Als extreme Beispiele lassen sich die allgemeine Kriegs­wehr­pflicht in der Alten Eidgenossenschaft   einerseits und anderseits die französische Fremdenlegion   anführen. Bis ins 14. Jahrhundert wurden in unseren Nachbarländern Ritter- oder Lehensheere   gehalten, dann leisteten sie sich bis zur französischen Revolution und zum Teil noch länger Söldner­heere. Mit Napoleon   brach das Zeitalter der Massenheere   und damit der allgemeinen Wehrpflicht   an. Bis zu diesem Zeitpunkt war das Militärwesen bei uns Sache der einzelnen Orte, allerdings mit der Verpflichtung, der Tagsatzung   der Einwohner­zahl entsprechende Kontingente unentgeltlich zur Verfügung zu stellen. Die auf Bundesebene geregelte Wehrpflicht in heutiger Form kennen wir erst seit der Bundesverfassung   1848. Heute zeichnet sich wiederum eine Wende ab. Mehrere EU-Staaten haben die Wehrpflicht bereits abgeschafft, andere mindestens deren Stillegung beschlossen oder bereits eingeleitet. Anderswo werden krasse Aenderungen diskutiert, oft besteht die Wehr­pflicht nur noch auf dem Papier. Abschaffung und Reduktion der Armee   bilden auch bei uns ein heisses Thema.

Leider wird diese Diskussion oft parteipolitisch verbrämt und unsachlich geführt, all zu oft werden bei der Beurteilung schweizerischer und ausländischer Verhältnisse, Aepfel mit Birnen verglichen, ohne die Verschiedenheit der Wehr­struktur­arten   zu berücksichtigen. Möglich ist das Stehende Heer, immer unter den Waffen, bestehend grossteils aus Berufsmilitär. Ein Rahmenheer   besteht aus Berufskadern, Wehrpflichtigen in Aus­bildung   und sogenannten Zeitsoldaten . Das sind Ausgebildete, welche für eine bestimmte Anzahl zusätzliche Jahre in der Armee   verbleiben um dann ins zivile Leben zurückzukehren. Die übrigen Pflichtigen werden nach der Ausbildung entlassen und in die Reserve eingeteilt. Sie geben die ganze Ausrüstung ab und müssten notfalls neu ausgerüstet werden. Anders bei uns, wo der Pflichtige über Jahre eingeteilt bleibt und Waffe sowie persönliche Ausrüstung daheim aufbewahrt. Bei Bestandes­vergleichen zwischen einer ausländischen und unserer Armee wird nun häufig der Bestand des Stehenden Heeres, also von Pflicht- und Zeitsoldaten ohne Reservisten , unserem Totalbestand gegenübergestellt, wodurch das Bild um das zehn- bis zwanzigfache verfälscht wird. Stehend, also dauernd im Dienst, das Soldatenhandwerk berufsmässig ausübend, sind bei uns lediglich einige Prozent des Sollbestandes. Es sind dies die höchsten Kommandanten , die Instruktionsoffiziere, die Piloten des Ueberwachungsgeschwaders und die Festungswächter. Das Gros sind bei uns Nebenbeisoldaten, sind Bürger und Soldat gleichzeitig.

Wo es sich anstelle einer allgemeinen Wehrpflicht   um eine selektive gezielte oder ausgeloste Verpflichtung handelt, Un­ge­rechtig­keit und Korruption Einzug halten und dadurch jede Glaubwürdigkeit verloren geht, sind Abschaffung oder Ersatz durch eine Freiwilligen- oder Berufsarmee   nicht mehr fern.

Die Niederlande schufen vor wenigen Jahren eine Freiwilligen­armee. Die ersten Erfahrungen sind ernüchternd und bestätigen unsere traditionelle Argumentation pro allgemeine Wehrpflicht:   In der Freiwilligenarmee   sinkt das Niveau, die durchschnittliche Allgemeinbildung   ist deutlich tiefer. Mitge­bracht wird „Lesen, Schreiben und eine Vergangenheit‘“, wie der holländische Militärwissenschafter Axel R. Huber das Problem zusammenfasst. Die Gruppenersten, die Zugpferde fehlen, die Ausbildung   muss entsprechend angepasst werden. Die Leute verlangen körperliche Höchstleistungen, wollen geschunden sein, wodurch die Berufskader überfordert werden. Rambos versuchte man heraus­zufiltern. Die Freiwilligen sind eher konservativ, patriotisch, katholisch, monarchistisch, eher rechts als links. Sie sind leicht zu begeistern, aber eben so schnell demoralisiert. Die Wirtschafts­krise erleichterte die Rekrutierung, dennoch konnte der Bedarf nur zu 90% gedeckt werden. Ihr Einsatz im deutsch-holländischen Korps ist problematisch, weil die Holländer zutiefst antideutsch sind. Gesamthaft erinnert uns dieses Bild an die Charakteristik der französischen Fremdenlegion .

Noch stellen sich bei uns um die 80% der Bevölkerung hinter die Allgemeine Wehrpflicht,   Milizsystem   und Bewaffnete Neutralität,   die Tendenz ist aber abnehmend. Es gilt zu ver­hindern, dass die Zustimmung unter 66% absinkt, was bedingt, dass die sicherheitspolitischen Diskussionen in Zukunft sorg­fältiger und mit Einbezug der staatspolitischen Zusammen­hänge geführt werden. Zu wünschen ist auch ein kritischerer Um­gang mit Schlagwörtern. Etwa die in aller Munde liegende Forder­ung nach einer vermehrten oder vollständigen Professionalisierung   unserer Armee.   Was ist damit gemeint? Professionell heisst berufsmässig, aber auch fachmännisch. Professionelle Arbeit in der Armee kann auf zwei Arten erreicht werden. Durch eine artreine Berufsarmee   oder dadurch, dass Chargierte und Mann­schaft unserer Milizarmee so gut ausgebildet werden, dass sie fachmännische Arbeit leisten können. Das ist machbar, wenn sich der zivile und der militärische Bereich gegenseitig be­fruchten. Wenn die Chargierten als Lehrende und Lernende zugleich Führungs­erfahrungen sammeln und im jeweils andern Bereich einsetzen. Ein Kompromiss   ist nur soweit möglich, als lediglich die Milizfähigkeit übersteigende Aufgaben wie bisher Berufsleuten übertragen werden.

Das Milizsystem   erlaubt durchaus professionelle Arbeit, vorausgesetzt Chargierte und Mannschaft sind motiviert, bereit zu Einsatz und Zeitopfern, bringen ihr ziviles Wissen ein, vorausgesetzt auch, dass das System getragen wird von einer Mehrheit des Volkes, vom Staat, von der Gesellschaft und von der Wirtschaft. Der Entscheid für das Milizsystem hängt auch davon ab, ob die ausserordentliche, einmalige und einzigartige gesellschaftspolitische Wirkung der Milizarmee weiterhin erkannt wird und erwünscht ist oder ob im Gegenteil mit der Abschaffung der Armee   als verdecktes Ziel die Umkrempelung   des Gesellschaftssystems erreicht werden soll. Die Frage der Rentabilität oder pazifistische Visionen werden dann in den Vordergrund geschoben, gezielt aber wird auf die Armee als Schule der Nation, als tragende Säule unseres Staatsbewusstseins. Wir sind in den Sechzigerjahren einmal in einer zweitägigen Kommandantenklausur der Frage nachgegangen, wie die Schweiz   zehn Jahre nach der Abschaffung unserer Armee aussehen würde. Kaum vorstellbar, wie umfangreich der Katalog ausgefallen ist. Hunderte von Vernetzungen wirken nachhaltig im persönlichen und gesellschaftlichen Leben, in der Armee Gelerntes und Erfahrenes prägen, oft ohne dass wir es merken, unser Denken und Handeln in vielen Bereichen. Ohne Milizarmee wäre die Schweiz eine andere Schweiz, nicht mehr die Schweiz.

Wenn man uns als Ersatz für die für viele unbequem gewordene Milizarmee eine Berufs- oder Freiwilligenarmee   anbietet, werden die sich abzeichnenden Nachteile gerne verschwiegen. Erinnern wir uns an das Beispiel der Niederlande. Der moderne, tendenziell dem Egoismus   verfallene Mensch droht das Gemeinschaftsgefühl   weitgehend zu verlieren, rein opportunistisch zu denken und sich allem, was ihm nicht umgehend nützlich erscheint zu verweigern. Er lässt nach Möglichkeit alles Unangenehme durch andere erledigen, er lässt die Alten versorgen, die Kinder betreuen, die Abfälle beseitigen. Warum sollte er nicht auch andere für sich kämpfen lassen? Wir können uns doch eine Fremdenlegion   leisten!

Diese Denkart übersieht jedoch das allesentscheidende staatspolitische Argument pro Milizarmee. Es ist so, dass der Mensch seit der Vertreibung aus dem Paradies von einem dauernden weltweiten Frieden träumt. Aber eben so sicher ist Gewalt ein Teil dieser Welt. Sie auszurotten ist Utopie und wird dies wohl leider bleiben. Durch uns Menschen lenkbar ist lediglich der Umgang mit der Gewalt. Wie schwer wir uns damit tun, wissen wir alle nur zu gut. Ob wir es nun als Einzelperson, als Eltern, Erzieher , Betreuer oder Vorgesetzte erleben, ob wir Zeitung lesen oder fernsehen: Gewalt ist allgegenwärtig und die Beteiligten sind immer wieder überfordert. So war der Umgang mit der Gewalt bereits ein Thema in den ersten Bundesbriefen und blieb es in unserer Gesetzgebung   bis heute. Die Anwendung von Gewalt ist nur in Notwehr eines Einzelnen oder des Staates gerechtfertigt. Der darwinsche Kampf ums Ueberleben wird bei uns zivilisiert, indem der Bürger auf Selbstjustiz verzichtet und die Ausübung von Gewalt an den Staat delegiert. Dem staatlichen Machtmissbrauch wird vorgebeugt durch föderative Machtverteilung, Subsidiaritätsprinzip , Mehrheitsprinzip und klare Kompetenzzuweisung an Polizei, Gerichte und Armee . Das letzte und stärkste Glied in der Kette der Gewalt ist die Armee, bei uns die Milizarmee, die Bürgerarmee . Ihr Einsatz ist nur möglich, wenn Ziel und Zweck ihres Einsatzes durch die Mehrheit des Volkes getragen werden. So liegt der letzte Entscheid über die Anwendung von Gewalt wieder beim Bürger. Als Teil der bestimmenden Mehrheit und als Teil der Armee, als Bürger und Soldat. Der Kreis schliesst sich: Der Bürger verzichtet auf Gewalt, delegiert deren Ausübung an den Staat, welcher die letzte Gewalt über Milizarmee und Bürgersoldat   wieder der Kontrolle des Bürgers unterstellt. Der Bürgersoldat dokumentiert seine Bereitschaft, indem er Waffe und Ausrüstung daheim aufbewahrt, Taschenmunition inbegriffen. Dahinter verbirgt sich im Hinblick auf alle möglichen Wechselfälle die Entschlossenheit des Souveräns, das Heft in der Hand zu behalten. Das Bewusstsein, im äussersten Fall die Delegation der Gewaltsausübung an den Staat rückgängig machen und selbst zum Rechten schauen zu können. Die Waffe in der Hand des mündigen freien Bürgers, Symbol der Ehrbarkeit und der Wehrbereitschaft , Stimmausweis an der Landsgemeinde, Beweis des Vertrauens zwischen Behörden, Armee und Volk.

Die jahrhundertalte Erfahrung mit Milizarmee, Waffenbesitz und dem Verzicht auf die Anwendung der so gesicherten Gewaltsfähigkeit bei Staat und Bürger bleibt eine der wichtigsten Säulen unserer Staatsidee . Wenn und solange wir es wollen.

Europas Eidgenossen
> Vorwort
> Gebrauchsanleitung
> Wurzeln unserer Staatsphilosophie
> Staatsidee Schweiz
> Der schleichende Verrat
> Chancen und Visionen
> Literaturverzeichnis
> Buchbestellung
> Diskussion
Staatsidee Schweiz
> Der gewollte Staat
> Vom Geist der Gründer
> Architektur der Eidgenossenschaft
> Zentralismus und Föderalismus
> Unsere Demokratie
> Das weisse Kreuz im roten Feld
> Neutralität und Solidarität
> Unsere Milizarmee
> Währung, Wirtschaft und die weite Welt
> Grenzen von Freiheit und Toleranz
> Wie wird man Eidgenosse?